Freitag, 11. September 2009

Mehr.

Jetzt hab ich nur ein paar Tage nicht geschrieben und schon ist so viel zu erzählen. Puha. Womit soll ich anfangen? Vielleicht mit dem Mittwoch. Da sind wir abends nämlich „ausgegangen“. Der Grund dafür war Onur, ein türkischer Freiwilliger, der auf der Durchreise war. Er kam gerade aus Holland, wo er irgendwie Urlaub gemacht hatte und ist dann irgendwie nach Schweden getrampt, weil er seinen Flug verpasst hatte. Komischer Vogel aber sehr, sehr sympathisch. Naja, Onur ist ein Freund von Felix, meinem Mitbewohner. Und weil die sich so lange nicht mehr gesehen hatten und Alex, mein anderer Mitbewohner, und ich die Stadt ja noch gar nicht ‚richtig’ kannten sind wir losgezogen.


Und, was soll ich sagen, ich war geplättet. Ich hatte, als ich losgefahren bin, natürlich einige Vorurteile im Kopf. Das eine war ( und sicherlich auch eines der bekanntesten): schwedische Frauen sind modebewusst und überdurchschnittlich schön. Außerdem sind die schwedischen Clubs voll trendy und alles ist sowieso cool.

Haha, schön reingefallen. Seit ich hier bin hab ich eigentlich eher durchschnittliche, also…normale Frauen gesehen. Etwa wie bei uns zu Haus. Vielleicht hab ich da auch keinen Blick für, ich sollte mal Felix oder Alex fragen.


Naja, auf jeden Fall sind wir dann als erstes in den „Calmar Studenterpub“ oder so gegangen, wo man eigentlich nur als Student reindarf. Und hier wird tatsächlich vor jedem Pub kontrolliert ob man 18 ist und manchmal halt, ob man auch studiert. Wir sind aber trotzdem reingekommen, da Felix und ich einfach vorbeigegangen sind und anscheinend ‚studentisch genug’ aussahen und Alex und Onur sich glaubhaft als Erasmus-Studenten verkauft haben. Der Studentenpub ist sehr beliebt, es war für einen Mittwoch auch ziemlich voll wie ich fand, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass das Bier nur 24 Schwedische Kronen kostet. Also ungefähr 2,40 €. Quasi Deutschland Niveau. Das war auf jeden Fall lustig.


Dann sind wir weitergezogen, mehr kennen lernen. Und was dann kam war ein Knaller.

Das „O’Learys“ ist eine Sportbar, was heißt das auf einigen Bildschirmen Fußball lief, und irgendwelche Pokale, Urkunden etc. an den Wänden hingen. Sah eigentlich eher aus wie ich mir eine Bar in Großbritannien vorstelle – aber vielleicht heißt es deshalb auch „O’Learys“. ;) Das lustige war, dass am Mittwoch Karaoke war. Es war sehr voll und…schräg. Da hab ich den ersten Eindruck davon bekommen, wie Schweden feiern.

Erstens sind alle hackevoll. Wirklich alle, außer ein zwei Personen die wahrscheinlich fahren müssen, ein „nur ein bisschen beschwipst“ gab es definitv nicht.

Zweitens kleiden Schweden sich merkwürdig. Also die Frauen. Die Männer sehen halbwegs normal aus, nach meinen Maßstäben. Aber die weiblichen Mitfeierer waren bemerkenswert.



Hier sieht man entweder unglaublich aufgestylt aus oder aber bescheuert.

Ein Mädchen trug ein rosa Prinzessinenkleid, eine andere einen ganz merkwürdigen pinken Lederanzug und noch eine andere Trug etwas das aussah wie ein Rock über einem Badeanzug.

Die andere Sparte war mit Tonnen von Make-Up vertreten, dazu Röcke die aussahen wie breite Gürtel und Tops aus denen fast etwas raussprang. Ich hab mich in meinem Kleid fast prüde gefühlt. Allerdings hatten wir damit auch sehr viel Spaß. Leute beobachten ist was wunderbares. Ob ich mich jedoch ganz anpassen kann, das weiß ich noch nicht. Und vielleicht war ich auch in den falschen Clubs. (Das Bier hat hier übrigens schon 29 Kronen gekostet).

Die Karaoke war übrigens der Brüller. Ab und zu waren lustige und auch schöne Liede dabei, aber der größte Teil wurde von schwedischern Schlagern bestimmt. Und wie die alle dazu abgegangen sind! Höchstens 25 und alle sangen mit.


Dann sind wir weiter in die BistroBar, eine Diskothek, eine kleine, gemütliche. Da wurd dann auch Musik gespielt (also keine Karaoke) und es gab eine Tanzfläche. Die Musik war nicht meine, aber man weiß sich ja einzufinden. Und es war echt schön wieder tanzen zu gehen. Aber eine weitere lustige Sache in Schweden ist, dass alles um 2 zu macht. Keine Musik mehr, kein Bier, nixe. Ein Rauschmeißerlied (schwedischer Schlager) und dann Licht an. Wer will denn um 2 sehen wie alle anderen aussehen? Betrunken, müde, und gerädert. Aber dann treffen sich alle am Hotdogstand (Döner gibt’s kaum) und ziehen zumeist weiter auf eine Afterparty.




Alex und Onur

Wir sind allerdings nach Hause gegangen, was auch nicht unbedingt schlecht war, da ich am nächsten Morgen um halb neun arbeiten musste.

Ich war dementsprechend müde und hab mich von Kaffeepause zu Kaffeepause gehangelt. Hilfreich war dabei, dass ich momentan für die Wasserversorgung aller Tiere zuständig bin, so dass ich mit meinem tollem 4-Wheeler durch die Gegend brause. Hintendran ein großer 1000 l Wassertank, ohja, das ist lustig. Und man kann, wenn man sehr müde ist, die Runde einfach ein wenig ausdehnen mit den Kälbern Tossan und Gullan kuscheln (wenn sie denn wollen). Oder mit den Pferden reden, dann muss man nicht mal Englisch denken.


Denn da mein Sprachkurs noch nicht angefangen hat (schrieb ich das?), wird das meiste auf Englisch erledigt, auch wenn ich jeden Tag wirklich etwas mehr lerne. Zum Beispiel das es „Emma är i stallet“ und nicht „på stallet“ heißt. Und die wichtigsten Sätze wie „Kannst du langsamer sprechen“ und „Ich verstehe nicht“ sitzen sowieso schon perfekt.



Was hier in Schweden übrigens wirklich schön ist, ist dass jeder geduzt wird und alle mit Vornamen angesprochen werden. Die Frau bei „H&M“ heißt Inga, der Kassierer bei Netto Johann und meine Schaffnerin hieß Susan. Und man sagt tatsächlich „Entschuldigung Susan, ich hab eine Frage, fährt der Zug auch nach Alvesta?“ Sehr angenehm. Es sind sowieso alle viel, viel freundlicher als in Deutschland. Es wird sehr viel gegrüßt, gelächelt, es ist wirklich schön. Der Umgang miteinander ist sehr entspannt, alle sind sehr entspannt. „Lagom“ nennt man das glaub ich. „Chill mal“ quasi.


Doch doch, das ist toll.


Was nicht so toll ist: Am Donnerstag wurden alle männlichen Schafe auf Skälby und die meisten älteren weiblichen an den Schlachter verkauft. Es ist im Winter sehr teuer die durchzufüttern und sie waren wohl sehr alt, aber es war trotzdem traurig. Als wir sie von der Wiese geholt haben (Videos unten) sind sie alle total lustig gefolgt, aber es war trotzdem irgendwie komisch und traurig.

Aber dafür gibt es ein neues Pferd auf Skälby. Aber ist das ein guter Tausch, 30 Schafe gegen ein Pferd? Hm.

So, jetzt bin ich aber auch fertig. Ich werde jetzt mit Felix und Alex einen Film im schwedischen Fernsehen schauen (aber natürlich auf Englisch. Irgendwas mit Clive Owen, Jennifer Aniston und einem zuckerkranken Kind), nachdme wir uns eben schon „Idol“ angeschaut haben. Und hej – ich hab sogar was verstanden! Super, nä?


Ganz dicken Knuddel an alle, Janik ich beeil mich mit dem Foto, und Mama, der Brief ist da, danke!

Luca



2 Kommentare:

  1. Also das mit der Mode ist anscheinend wirklich regional noch unterschiedlich, wer haette das gedacht, aber beruhig dich, ich weiss auch noch nicht, ob ich am Ende des Jahres Leggins, bauchfrei und Plateauschuhe trage^^

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  2. Dieses Trekkerbild von dir ist ja der Hammer!
    Ich kann nich mehr....
    :) :) :)

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